Bitte Anschnallen: In Kürze landen wir in der 1. Liga!
Es ist vollbracht: Die Handballriege des STV Willisau hat ab sofort wieder zwei 1.-Liga-Teams in ihren Reihen! Dank einer fulminanten Vor- und Rückrunde 2022/23 (bislang 16 Siege in 20 Partien!) schafft das Herren-Fanionteam nach acht Jahren wieder den Aufstieg in die dritthöchste Schweizer Spielklasse. Ein etwas anderer Bericht über die Erfolgsstory und die involvierten Personen beim Überflieger der Saison.
von Ramon Marti
Das Boarding
Die Grundsteine für den erfolgreichen Langstreckenflug legt das «Herre 1» in der Saisonvorbereitung im letzten Sommer. Neu (oder erNEUt) an Bord übrigens der Willisauer Jan Peter, der nach seinen Jahren im Profisport-Exil unter anderem beim HSC Suhr Aarau (NLA) und beim HV Olten (M1) an seine Geburtsstätte zurückkehrt und seine Handballkarriere bei der gelbroten STVW-Airline fortsetzt.
Koffer und Handgepäck werden vollgepackt mit Spielzügen, Muskelfasern und flinken Hirnzellen. Trainingslager, Teamevents und das ein oder andere Fürobe-Bierli sorgen für das nötige Kerosin, um die Triebwerke über eine gesamte Spielzeit unterunterbrochen laufen zu lassen.
Der Flug – Teil I
Das Take-Off dann im letzten September: Gleich in der ersten Partie gegen Emmen gelingt es dem STVW-Vogel, erfolgreich abzuheben und an Höhe zu gewinnen. Punkte und Selbstvertrauen werden fleissig getankt. Das Gros der Konkurrenzflüge scheint nicht ansatzweise mit dem Willisauer Düsenjet mithalten oder mitfliegen zu können. Schon bald schafft die Hinterländer Airline den Wolkendurchbruch und steht fortan am Platz an der Sonne. Ende Oktober bis Mitte November treten dann erstmals leichte Turbulenzen auf: Bei zwei Niederlagen gegen Lyss und Olten wird etwas an Flughöhe eingebüsst. Doch es sollte vorläufig das letzte Mal sein.
Entgegen aller physikalischen Gesetze lassen die Willisauer Flugmeilen hinter und unter sich, gewinnen bis zur Winterpause sämtliche Partien und singen voller Inbrunst und im scheinbar jahrelang eingeübten Kanon Reinhard Meys «Über-den-Wolken»-Klassiker.
Der Flug – Teil II
Ab dem 22. Januar des neuen Jahres machen die Herren des STV Willisau da weiter, wo sie vor den Tannenbäumli, Christboum-Schöggeli, Käse-Fondues und Tee Zwätschgen aufgehört haben. Angetrieben wie Markus Becker in seinem Heli-Heli-Heli-Helikopter, scheint es der eine oder andere bereits jetzt zu riechen: und zwar nicht die mittlerweile etwas hart gewordenen Weihnachtsguetzli, sondern dass in dieser Spielzeit Grosses erreicht werden könnte. Mühelos schiesst der Herren-Jet in weitere Atmos- und Troposphären auf, entzieht sich jeglicher Gravitationskraft und zielt mit Lichtgeschwindigkeit der universalen Unendlichkeit entgegen. Die Grafenstädter reihen Sieg hinter Sieg, gewinnen insgesamt elf (!) Partien in Serie und legen eine grössere Konstanz hin als der Autopilot des weltbesten Düsenjets. Am 1. April schliesslich reisst die Serie in Stans. Doch vom beginnenden Sinkflug zu sprechen, wäre genauso schwarzmalerisch wie unzutreffend. Da nämlich inzwischen die direkte Modusänderung des SHV eingeführt wird, somit die Aufstiegsspiele entfallen und der einzig wirklich verbliebene Konkurrent Biberist die Sterne nie gesichtet, dafür aber gesetzt hat (was in der Handballsprache ein Aufstiegsverzicht bedeutet), ist klar: «Nächster Halt, 1. Liga»!
Die Crew
Ebenso klar ist: Ein Flugzeug ohne Pilot ist wie ein Tourist ohne Navi – ziemlich orientierungslos. Und der Pilot des Herren-1-Hub(er)schraubers heisst natürlich «Arni» Huber. «Wir mich kennt, weiss, wieviel mir das bedeutet. Für mich der absolute Wahnsinn», sagt der Cheftrainer voller Stolz zum Aufstieg. Ein Pilot mit einem Selbstvertrauen, das selbst bei Gegenwind und Turbulenzen nicht den Horizont aus den Augen verliert. Ein Pilot mit einem lodernden Herzen für den Handballsport und unseren Verein, das eher einem Feuerwerk als einem Lagerfeuer ähnelt. Und ein Pilot mit einer Crew, die nicht nur Expertise mitbringt, sondern der Huber auch vollends vertrauen kann. «Ohne den ganzen Trainerstaff und die diversen Co-Trainer, welche mich an Spielen oder bei Trainingseinheiten unterstützen, wäre sowas unmöglich.» Die offene Kommunikation mit seinen Assistenten und der lückenlose Zusammenhalt in guten wie in schlechten Zeiten weiss Huber sehr zu schätzen.
Da ist Torwarttrainer Roland «Roli» Borer, selbst einst Torhüter des Willisauer Fanionteams, der den jungen Linienwächtern Florian Mehr und Sandrin Roos seine Erfahrung weitergibt, die Reflexe trainiert und den richtigen Riecher in die Nasen pflanzt. Da ist Athletiktrainerin Regula «Regi» Mehr, die mit den Mannen in schweisstreibenden Einheiten gekonnt an Rumpfstabilität, Sprungkraft und Bizepsumfang schraubt und mit Massageangeboten für die nötige Entspannung sorgt. Und da ist Daniel «Dani» Moser, Physio und gute Seele im Team – Mit Tape und Eisspray ist er Rettungsflugwacht Nummer 1, die selbst eine REGA im Staunen zurücklässt. Es ist augenscheinlich: Das Cockpit mit Pilot und Co-Piloten weiss die STVW-Airline punktgenau zu steuern.
Ein weiteres Merci von Huber geht an die Riegenleitung, «die stets an uns glaubt und uns den Rücken freihält». Die Riegenleitung möchte sich an dieser Stelle auch bei den zahlreichen Funktionären und den tollen Jugendtrainer:innen bedanken, die mit ihrem Engagement und ihrer hervorragenden Arbeit zu ebendiesen Erfolgen beitragen.
Und eine letzte Durchsage liegt Bordkapitän Huber noch am Herzen: «Der besondere Dank gilt natürlich auch meiner Familie – Fabienne, Mélodie und Lemmy – die Verständnis für meine Leidenschaft und die damit verbundene Zeit haben und mich immer wieder entbehren. Derselbe Dank spreche ich den Familien des Trainerstaffs aus. Herzlich MERCI!»
Die Besatzung
Dass der Zug (beziehungsweise der Flug) in dieser Saison keine Bremse zu haben scheint, wird allerdings erst durch die Besatzung möglich gemacht. Ein harmonisches Teamgefüge aus jungen sowie erfahreneren Akteuren steht Wochenende für Wochenende in den Sporthallen. Da ist Power, da ist Tempo, da ist Kraft, da ist Wille, da ist Feuer, da sind Tore – kurzum: Da ist Alles und für viele Konkurrenten Endstation! Die Fans und Fluggäste können sich mal für mal zurücklehnen und geniessen. Zu denen Huber übrigens sagt: «An all unsere treuen Fans, die uns zuhause und auswärts immer unterstützen – vor euch ziehe ich meinen Hut. Ihr seid der Wahnsinn!»
Mit der Leichtigkeit einer tänzelnden Ballerina scheinen die Willisauer Handballer über den Platz zu schleichen. Mit der Kadenz einer Nähmaschine sprinten die Beine über die Hallenlinien und fegen – einem Hurrikan der Stufe V gleich – über die Platzhälften. Wie ein Schachweltmeister legen sie sich die gegnerischen Spielfiguren – zeitweise zu Statisten degradiert – zurecht, um sie im richtigen Moment Schachmatt zu setzen und weitere Löcher ins verharzte Handballnetz zu ballern.
Mit wöchentlich löwenstarken Leistungen war es schliesslich eine Frage der Zeit, bis die Durchsage endlich ertönt: «Meine sehr verehrten Damen und Herren, bitte schnallen Sie sich an, in Kürze landen wir in der 1. Liga.» Und auch wenn ab dem kommenden Herbst in der höheren Spielklasse mit stärkerem Gegenwind zu rechnen ist, freut sich die Handballriege sowohl auf packende Derbykämpfe mit dem TV Dagmersellen als auch mit den Überfliegern der Saison Turbulenzen auszuhalten und zu weiteren Höhenflügen anzusetzen! Ho Ho Hopp Willisouu!!
Und nun wünscht die Handballriege der gesamten Handball- und STVW-Familie von Herzen frohe Ostern! Bis bald in der Halle!