FVT-Sieg am Leitermatch: Wenn die Kids auf Tauchgang gehen
Entferntes Donnergrollen und erste herunterfallende Wassertropfen beim Fan-Einzug in die Badrieb Indoor Arena: Letztendlich prophezeite es Petrus eben schon vor Ankick des Tschutti-Leitermatchs, was auf die Lagerkids in den nächsten zwei Stunden zukommen würde. Heranrollende Wirbel-Sturmspitzen mit Blitzgeschwindigkeit werden sich in einem furchteinflössenden Gebömmere niederschlagen, sodass Meteo Schweiz für Bad Ragaz kurzerhand die Unwetter-Gefahrenstufe 4 von 5 ausspricht, und die ganze Geschichte wird wohl damit enden, dass die ambitionierten Davids gegen die Goliaths ihre Träume im Marianengraben begraben müssen und selbst im Ostschweizer Tränenmeer versinken. Kurzum: Sie würden einmal mehr buchstäblich auf Tauchgang gehen.
Doch das erfahrene FVT-Leitungsteam weiss: Jede Partie muss auch zuerst geschwommen werden. Und so schwimmen wir von vorne los. Nach Anpfiff vom eingeflogenen Spitzenschiri Christoph Cranz schiessen schon bald die ersten Wellen in Richtung des Kids-Kastens. Da ein Haken, hier ein Tunnel, hüben ein Block und drüben ein Bock: In den ersten Zeigerumdrehungen wechseln sich technische Lichtblicke mit fleissiger Fehlerproduktion ab, wobei insbesondere das Visier bei den FVT-Scharfschützen noch nicht ganz stimmig eingestellt zu sein scheint. Während bei den härzigen Angriffsversuchen der Anderthalbmetrigen die Abwehrkette zünftig geölt und wie geschmiert zu harmonieren scheint, übersähen die ausgewachsenen FVT-Bleifüsse die gegenüberliegende Hallenwand mit Beulenpest oder aber scheitern am glänzend aufgelegten Nevio Bieri, der in seinen Goalie-Händschen zur Höchstform auftaucht. Es ist ihm zu verdanken, dass die ohnehin schon deutliche Geschichte nicht in einem noch grösseren Debakel endete. Eine stoische Ruhe ist ihm zu attestieren, wie er sein Revier bewacht und alles aus den Ecken rausfischt, was in den kaum zu wogenden FVT-Wellen angeschwommen kommt. Der Tentakelmann scheint als einziger der ansonsten recht orientierungslos zwischen den Linien herumflösselnder Linienfische über ein funktionstüchtiges Sonargerät zu verfügen und hat entsprechend alle acht Hände voll zu tun. Auf der anderen Seite schiessen die FVT-Hechte mit ihrer gewohnten Durchschlagskraft durch die gegnerischen – auf dem Matchblatt sogenannten – Verteidigungslinien, sodass diese zu ziellos umhertreibenden Algen mit Statistenrollencharakter degradiert wurden. Ihre Offensivtaktik, sofern denn eine vorhanden war, schien weder Hand noch Flosse zu haben. Schwarmintelligenz Fehlanzeige.
So war es letztlich eben doch nur eine Frage der Zeit, bis er dann endlich fällt, der überfällige Führungstreffer für die FVTler. Jan Peter, die eine Hälfte des Hauptleitungsduos, übernimmt auch auf der Platte Verantwortung, donnert kurz vor dem Pausentee einen strammen Weitschuss von Überschallgeschwindigkeit unter die Querlatte und stürzt die Lagerkids ein erstes Mal ins Tal der Bestürzung. Ein lautes SIIIIIIIIUUUUUUUU erklingt im weiten Rund.
Nachdem Mister Trillerpfeife nach kurzer Verschnaufspause für die zweiten zwanzig Minuten zum Tanz bittet, ist nun seit dem Nicht-Seitenwechsel deutlich mehr los in der Kickhalle. Genug des taktischen Herumgeplänkels – die Kids wissen, dass sie was riskieren müssen, wenn sie noch was reissen wollen. Dennoch sind es erneut die Bartlis, die zeigen wo sie den Most holen. Nach geschickter Verlagerung auf die linke Flügelseite ist es letztlich Tastenhaueros Ramon Marti, der das Leder überlegt über die Linie drückt und beim Torjubelkegeln gleich nochmals einen Strike landet.
Den Lagerkids darf man inzwischen aber attestieren, dass sie ihrer Salamitaktik zum Trotz das Kämpferherz am richtigen Fleck haben und dass für sie, im Gegensatz zum olympischen Motto, dabei zu sein eben längst nicht alles ist. Mit viel Dusel und gütiger Mithilfe der ansonsten so souveränen FVT-Hintermann- und -frauschaft gelingt Nino Heller aus dem Nichts ein Zufallsprodukt. Welch ein Augenschmaus für die mitgereisten Ultras; auf den Rängen scheint es kurzzeitig kein Halten mehr zu geben.
Doch wenn sich die aufopfernden Davids dieses Zwischenhoch durchaus verdient haben, ist es nur von kurzer Dauer. Zu abgeklärt die Routiniers. Zu lange dabei. Der FVT-Zug hat heute keine Bremse. Erneut ist es Jan Peter, der die wiedergekehrten Hoffnungen der Lagerkids zurück in die Talsohle kickt: Beim 3:1 staunen selbst die spanischen Tikitaka-Künstler, als ein perfekt getimter Freistoss von Sandro Aregger den freistehenden Xherdjan Peteri sucht, sieht und findet. Nur wenig später haben die FVTler bereits wieder Grund zum Jubeln, als erneut der Tripletten-Peter nach einem einwandfreien Dreiecks-Pass von Lulu und der Betonwand die mehr dekorativen als verteidigenden Slalomstangen stehen lässt und trocken zum 4:1 trifft.
Das Thermometer klettert inzwischen nach und nach den tropischen Klimasphären entgegen und auch die Luftfeuchtigkeit imitiert die Amazonischen Urwaldverhältnisse, was sich wiederum in einer deutlich erhöhten Ausdünstungsrate niederschlägt. Einzig unser Lars «Limi» Limacher scheint die Lizenz zum Schwitzen zuhause gelassen zu haben und kann spätabends sein Shirt gleich ungewaschen wieder in den Kleiderschrank versorgen. Wobei seine stoische Ruhe und Abgeklärtheit teilweise vielleicht auch etwas zu stoisch war, analysiert man etwa das zweite Kinder-Zufallsprodukt etwas genauer. Der gar nicht mal schlecht getretene Elfmeter von Simon Häfliger – an dessen Ursprung die körperliche Wucht unserer Chneu-Chneu-Chneu-Chneu-Chneubi-Tochter stand, wie sie der Kunz’sche Vierwaldstättermeer-Sänger besingen würde – fand den Weg am eisernen FVT-Rückhalt Linda Rüeblirösterin Bieri vorerst nicht vorbei… vorerst. Doch die in dieser Situation etwas limi-tierte Reaktionsgeschwindigkeit des Abwehrchefs ermöglichte dem Jungspund den Nachschuss mit aller Zeit der Welt, der dankend in bester Thomas-Müller-Manier zum zwischenzeitlichen 4:2 einschub.
Doch auch dies ist höchstens noch Resultatkosmetik, wobei die Schminke wenig später von unserem one and only Mister Birchermüesli Lukas Bänz Bossert direkt wieder abgewischt wird. In bester Goalgetter-Manier ist er für das Sahnehäubchen mitsamt Kirsche auf den zuckersüssen Leitermatch-FVT-Augenschmaus besorgt, als er aus dem Nullwinkel am torhütenden Tentakelmann vorbei zum 5:2-Endstand einnetzt.
Es ist der endgültige Nackenschlag auf die ohnehin schon hängenden Kidsköpfe. Wenig später befreit Mister Unparteiisch, dem man für seine unaufgeregte und souveräne Leistung ein Cränzchen winden muss, die Kids aus dem Haifischbecken, die zwar alles in allem eine stattliche Leistung gezeigt haben, letztlich aber den (erneuten) Tauchgang an einem Zegilager-Leitermatch nicht verhindern konnten.
Allez, FVT!
FVT-Leiterteam – Lagerkids 5:2 (1:0), olympische Dampfbad Ragaz Arena – SR Chregi Cranz – Tore: 1:0 Jan Peter, 2:0 Ramon Marti, 2:1 Nino Heller, 3:1 Jan Peter, 4:1 Jan Peter, 4:2 Simon Häfliger, 5:2 Lukas Bänz Bossert.