Tagesbericht vom Sonntag, 07.07.2024

Die bei einigen Kids noch maximal auf Halbmast gesetzten Augenlider und die sich dahinter befindenden Augäpfel, die sich in den prächtigsten Schweizer Farben – mehr rot als weiss – präsentieren, lassen sich zwar nicht eindeutig auf das halb gebrochene Schweizer Fussballherz oder aber auf nächtliche Wanderlust zurückführen. Die Beweislast belassen wir mal beim Ankläger. Dennoch sitzt der Stachel der gestrigen Penaltypleite – speziell auch beim einen oder anderen Leiter – noch ungefähr so tief wie ein Odermatt in der Lauberhornhocke. Selbst der gute Petrus scheint im Tal der Tränen versunken zu sein. Es sollte wettermässig aber das stärkste Tief der Woche bleiben, weshalb unsere olympischen Spiele noch längst nicht ins (Petrus-)Wasser fallen.

Gestärkt von feinster goldbrauner Sonntigszüpfe vom Café Amrein und verköstigt durch Benz’sches Power-Birchermüesli von unserem one and only Mister Cornflakes-Ohrenläppli, geht’s heute zum ersten von drei olympischen Sportmörgen. Im trockenen Innern tanzen, steppen und stampfen die Gymnastikgirls ABBA’s Tanzkönigin im Viervierteltakt auf den Hallenboden, direkt neben der Ariell’schen Salti-Spagat-Flikflak-Abteilung. Die heuer nur aus der absoluten Elite bestehenden Natifuger erhalten zu zweit gleich eine 1:1-Intensivbetreuung, spannen heute aber zusammen mit den Kambundjis und Ehammers und feilen in Sprint- und Turneinheiten an Wadenumfang und Bizepsgrösse. Die Balllustigen feuern in bester Andy-Schmid-Manier Schlenzer-Geschosse zwischen die Pfosten jenseits der erlaubten Tachogrenze, während in der Polysportarena quasi der Zoo los ist, als die Kitz beim Pantherball fuchsteufelswild umher-tigern, als sich selbst der Angsthase zwischendurch in die Höhle der Löwen wagen muss und dann, flink wie ein Wiesel und wie von der Tarantel gestochen, wieder die Fliege macht.

Der tierische Spass sorgt jedenfalls für einen Bärenhunger am Mittagstisch, als unsere Gourmet-Panadenkünstler mit frittierten Zanderfilets und gebratenen Gemüseplätzli ein 5-Sterne-Menü sondergleichen auf das Porzellangeschirr zaubern. Fazit der umtriebigen Mittagspause: Insbesondere die Kichererbsenpanade wusste ihrem Namen alle Ehre zu machen.

Nach dem Siesta, Tischtennisbattle oder Tellerwäschen wird das olympische Lagermotto so richtig eingeläutet. Ein Olympiafilm soll entstehen, von der Zuganreise über die feurige Eröffnungsfeier bis hin zu energetischen Coaching-Ansprachen. Während in einigen Pitts, Clooneys und Jolies durchaus Starpotenzial schlummert und sie das Sternenleuchten für den bedeckten Nachthimmel gleich selbst übernehmen, gibt es bei anderen hinsichtlich der Pantomimenkünste zwar keine Berliner, aber dennoch Luft nach oben. Schweisstreibende Abschlusstrainings und vielmehr flüsternde als singende Nationalhelden sind ebenso Teil des Drehbuchs wie entspannende Yoga-Einheiten mit Gelenksausrenkungen sowie Basis-Mathematikkurse am UNO-Pult. Das Prinzip einer Sommerolympiade scheinen indes einige Odermatts und Holdener noch nicht so recht begriffen zu haben. Besonders ins Gedächtnis wusste sich die Entfachung des Olympisches Feuers einzubrennen, die direkt vor dem Bad Ragazzer Feuerwehrmagazin irgendwie eine gehörige Portion Ironie mit sich brachte. Immerhin hätten wir im Ernstfall für einen kürzestmöglichen Arbeitsweg für all die Sams und Feuerwehrmänner und damit für eine tiefe Spesenrechnung gesorgt – quasi Win-Win für säm-tliche Beteiligte.

Für die erneute Stärkung der strapazierten Muskelfasern sorgt erneut die 1A-Schäler-und-Rüster-Truppe mit panierten Schnitzeln, Erdäpfeln und weiterem Gemüse in sämtlichen Farben und Formen. Muskelfasern, die vor allem in der Mittelhandregion für das kreative Abendprogramm wieder funktionstüchtig gemacht werden müssen. Bewaffnet mit Pinsel und Farbpalette sollen die Lagerkids ihren inneren Picasso rauslassen und die mitgebrachten Shirts in die Farben verschiedener Nationen tauchen, welche im Laufe der Woche nochmals eine Rolle spielen werden, so viel sei schon mal verraten. Nachdem die schwungvollen Pinselstriche mit einer derartigen Eleganz auf die erstklassige Baumwolle gezogen wurden, sodass selbst einer Mona Lisa des gewinnenden Leonardos das Lachen vergeht, sind die 104 Ohrenpaare bereit für eine weitere Runde Schnarcheldisco und Kissengeräusche.

(Bericht: Ramon Marti, Fotos: Jana Portmann)