Tagesbericht vom Sonntag, 09.07.2023
Gläsern wie der heimische Herisee funkeln die teils maximal ameisendick geöffneten Äuglein einiger Kids am Frühstückstisch, die das Prinzip des nächtlichen Augenschliessens offenbar nur vom Hörensagen kennen. Jäno, ein Trainieren auf Sparflamme wird auf dem Militärareal bekanntlich nicht toleriert. Ganz dem Motto getreu: Wer nicht schlafen will, muss secklen. Das Leiterteam hingegen gänzlichst im Schönheitsschlaf versunken, der sich beim Einen oder Anderen auch in auditiver Form nächtlicher Waldrodungen zu äussern wusste.
Die herrliche Duftwolke goldbraun gebackener Café-Amrein-Sonntagszüpfe scheint die Akkus dann aber langsam vom Stromsparmodus zu befreien und die träge schlarpenden Zweibeiner auf Betriebstemperatur zu befördern. Heute Vormittag steht die erste von drei Trainingseinheiten in den gewählten Sportfächern an. Mit mitgebrachtem «Special Move», bei dem selbst Pulp Fiction-Tanzikone Travolta der Mund vor Staunen offenstehen dürfte, schwingen sie in der Gymnastik auf dem Ebnetter Rasen das Tanzbein um die Wette, während sich die multitalentierten Polysportiven fleissig in sämtlichen Völkerball-Variationen üben. In der Dreifach-Turnhalle, die nichts mit dem Leuchtenstädter Alternativ-Radiosender am Hut hat, werden bereits die ersten Löcher ins Handballnetz geböllert, während nebenan bei den doppelten Salti mit halben Schrauben die Spannung von Rumpf und Trampolinnetz auf die Probe gestellt wird. Wie ein Hurrikane auf Stufe V wirbeln währenddessen die benagelten Staffelläufer auf dem roten Rund Runde um Runde um die von Platzwart Heri millimetergenau gemähten Grashalme. Erste Zuschauer sind die dreizehn Natifuger, die in der prallen Sonne mit der zertifizierten Steinhebermethode an Form und Farbe ihrer Bizepsen und Trizepsen schleifen und beim Hochweitsprung in den Sandkasten die verschiedensten und offengesagt nicht immer gleichsam eleganten Springmethoden präsentieren.
Wangenzarte Fischknusperli, liebevoll panierte Gemüseplätzli und griechische Tsatsiki-Sauce sorgen für Free-Refill der ausgepumpten Energietänke, bevor erstmals die Badehosen montiert werden dürfen. Denn während das Thermometer auf tropische 89° Fahrenheit klettert, werden in der Ebnet-Gladiatorenarena die olympischen Wasserspiele aufgebaut. Das mittags verabreichte Zielwasser von Focus Water sorgt auch für die nötige Dosis Präzision, die beispielsweise beim Büchsenwerfen ohne Büchsen und ohne Werfen, wohl aber mit Wasserpistole und Bechern, benötigt wird. Auch tropische Wasserschlangen wurden importiert, während beim 100-Meter-Schlauchboot-Rennen im wahrsten Sinne des Wortes Gummi gegeben wird. Nebst dem wohl wässrigsten Brennball wo es je heds geds wird auch noch mit montierter Sonnenbrille, angespanntem Waschbrettbauch und aufgesetztem Zahnpastawerbungslächeln vor der Duplex-Linse posiert. Da nach zwei Stunden hitzebadendem Abnützungskampf ein Duo punktgleich an der Spitze tobt, müssen die Schildkröten- und Quallen-Olympioniken den wahren Champignon in einem Grande Finale ausfechten. Doch selbst das fast hochstehende Herzschlagfinale in der Königsdisziplin des Wasserballonenvölki vermag keinen würdigen Träger des traditionellen Olivenbaumkotinos zu erküren. So stemmen sie am Ende verschwitztermassen und mit kinoleinwandbreitem Eddie-Murphy-Grinsen gemeinsam den goldig-glänzenden imaginären Siegespokal in die Appenzeller Troposphäre.
Bei der anschliessenden Grande-Bratwurst-Fiesta beweisen die Grilluelis ihr schier unbegrenztes Potenzial, die inzwischen durch einen Hellen B(r)asilianer Zuwachs und zusätzlich zu bekämpfenden Kohldampf erhalten haben. Der erste fast wie die nur mit Müh und Not verschliessbaren Reisekoffern vollgepackte Lagertag endet mit einem 5-Freunde-Homekino inklusive Popcorn-Menü in der Soldatenstube für alle Hobbit-Körpergrössen, während die Anderthalbmeter und darüber liegenden Augenpaare ein Kräftemessen auf Oberstufenstufe veranstalten. Schlagen sich die Tiktok-Queens und Spotify-in-Dauerschleife-in-die-Ohren-Reindröhner beim grossen Hit-Quiz zwar nicht gegenseitig aber dennoch beachtlich, stellt sich die wortkarge bis tonlose Kommunikation beim Pantomimen- und Tabu-Raten für die ansonsten vor allem nach Dämmerungseinbruch durchaus wortgewandten Sprechkünstler als fast unüberwindbare Herausforderung heraus. Dass das Schultheater längst nicht mehr zu den obligaten Schulfächern des Lehrplans gehört, wird dabei mindestens so deutlich wie Hans Kellers Dartverbot-Ansage bei der gestrigen abgerundet eineinhalbstündigen Lagerhausübergabe.
Übergeben tun wir an dieser Stelle an den sandmännischen Träumerdompteur, der erneut fürs klimaneutrale Energietanken zuständig ist, und faxen auch die süssesten Gute-Nacht-Wünsche ins Luzerner Hinterland.