Tagesbericht vom Montag, 08.07.2024
Die Rufe sanktgaller Freilandhühner in den frühen Morgenstunden erreichen bislang die benötigte Dezibelgrenze noch nicht, um die Lagerkids aus ihren tiefsten und geheimsten Einhornwelten zu locken – vielleicht, weil es die gefiederten Gackerer ihren menschlichen Mitbewohnern mit ihrer dialektischen Halskrankheit gleichtun und die Kikirikis bereits im Hühnerhals stecken bleiben, oda. Abhilfe schafft indes ein frisch zubereiteter Schallwellencocktail aus dröhnenden UE-Boom-Böxlis, der selbst die eifrigsten Monsterjäger zu einem schokoladenpulverisierten Zmorgebrot überreden kann.
Für zusätzliche Erhellung der Augenhöhlen sorgen die Sonnenstrahlen, die das gestrige Tränentief verdrängen und für das Gros der Woche den Anstieg des Thermometers ankündigen. Deswegen sind heute einige Sportsgenossen draussen anzutreffen, die gestern noch zwischen Betonmauern und Sprossenwänden verharren mussten. Bewaffnet mit einem Stabhochsprungsstab, der gäbig das Vierfache der Körperlängen misst, nehmen die Leichtathleten erste Anläufe, um auf den Spuren des derzeitigen schwedischen Über-Fliegers Duplantis in höhere Troposphären vorzustossen. Auch erneut einige Körperlängen daneben ist Schweden Programm, wenn unsere Steppköniginnen ihr Tanzbein und die drei weiteren Gliedmassen gemeinsam mit der Dancing Queen schwingen. Ebenso jagen unsere Natifuger die Frischluft durch die Lungenflügel, während sie beim Steinheben in eiserner Ruhe ihre Bizepse bräunen und den Schwarzenegger markieren. Die Sonnencreme nur vom Hörensagen kennen unsere Magnesiumköniginnen, die anmutige Rückwärtssalti und Felgaufzüge in solch einer Kadenz in die Lüfte malen, sodass selbst tropischen Wirbelwinden sturm wird. Die polysportiven Alleskönner montieren heute die Steigeisen und erklimmen in einer einheimischen Brennballvariante das Zermatter Matten-Horn, während die Handballer mit ihren ohrenbetäubenden Granateschüssen beweisen, dass sie nicht nur mallorcinische Sommerhits beherrschen, sondern eben auch den Baller-Mann.
Gefüllte Spätzli-Bäuche und von Grillueli-Würsten verwöhnte Verdauungstrakte werden am Nachmittag zu den olympischen Spielen gerufen. Eingekleidet in den gestern bemalten und heute Morgen in stoischer Ruhe vom Trio «Höibüüch» geglätteisten Ländershirts – bestehend aus unserem Wädli-Väle Renggli, unserem Allrounder Lulu Tolulusso und Star-Tiktoker Phil Marti – tschutten portugiesische Ronaldos gegen brasilianische Neymars, trotten in der Trottinett-Stafette um die Wette und pfeffern sich beim Pingpong in XXL-Variante den Gymnastikball um die Gehörmuscheln. Auf dem Nachhauseweg dürfen die Olympioniken noch kurzerhand auf Schoggi-Shoppingtour, tauschen 20er-Nötli gegen M&M’s oder spanische Buenos und räumen – durch und durch (sieges-)hungrige Sportlerherze eben – die letzten Zweifel aus den Regalen.
Dass die Ernährungspyramide heute nicht von der Decke hängt, dafür sorgen einmal mehr unsere Vitaminschnetzler und Curry-söösseli-Abschmeckerinnen. Ein Raunen geht durch die Runde, als den Oberstüflern die frohe Botschaft eines freien Abends verkündet wird, die kurz darauf das in keiner Weise systematisch angelegte Bad Ragazzer Strassennetz unsicher machen oder auf dem sandigen Beachvolleyfeld Monsterblocks und Delfinhechts in Hüberli/Betschart-Manier in den Sand zaubern. Jene mit noch leicht höheren Stimmlagen und halben Schuhgrössen mutieren zu farbenfrohen Mandala-Artisten und kräuelen sich Perlenbänder und Namensketten um die fragilen Handgelenke.
Angesichts des vollgepackten Lagertages meldet sich der Sandmann in seiner Träumeschmiede heute einmal etwas früher zum Dienst. Nach einem zuckersüssen Bettmümpfeli der Backofenabteilung kehren die müden Augenpaare zurück in die Einhornwelten und widmen sich der stundenlangen Begutachtung der Augenlider-Innenseiten.
(Bericht: Ramon Marti, Fotos: Jana Portmann)