Tagesbericht vom Samstag, 6. Juli 2024

Vermisst ihr ihn schon, den interessant riechenden Wäscheberg vor euer Miele-Trommel? Bin sicher, dass eure Nasen da jeweils eine komplette Kurz-Zusammenfassung einer ganzen Lagerwoche rausschnüffeln, vom schwitzigen Adidas-Liibli über die chlorigen und – was ist das, Erdbeer-Wasserglace? – Bikinis und Badehosen bis hin zu den vergrasten und verlaubten Trekkingschuhen. Mit etwas Glück lässt sich zwischen zwei zerknitterten Turnhosen vielleicht noch ein Fleckchen von Brunos Bester Salatsauce oder ein Überbleibsel eines Bolognese-Spaghettis finden. Aber was man doch als Mami und Papi nicht alles tut für die leuchtenden Augenpaare rückkehrender Gähnkönig:innen, wenn sie eifrig von den geheimsten Lagergeschichten erzählen – und dabei wohl das eine oder andere Detail unschuldigerweise zu erwähnen vergessen.

Doch lasst uns damit noch einige schweisstreibende Tage warten. Das bekannte und noch mehr beliebte Zegilager des STV Willisau geht in die 39. Runde – die Runde vor dem vierten Runden! Auf, dass alles rund läuft… so rund wie die fünf olympischen Ringe, die unsere Lagerwoche als Motto quasi rund um die Uhr begleiten.

Im sanktgallerischen Bad Ragaz sind heute die rund 100 Olympioniken eingetroffen, chauffiert von Zemp Roli’s Siebenachser-Privattaxi, der die Schweizer Pünktlichkeit ja fast schon erfunden hat. Nachdem bereits on the road die ersten Geheimpläne zur idealen Schlagbesetzung und allfällige nächtliche Asylanträge in bester Bond-Manier geschmiedet werden, schicken die olympischen Spione nach kollektivem Kofferschleppen bereits mal die ersten Liebesgrüsse aus Bad Ragaz zurück ins Hinterland. Unter den Fittichen der Chef-Agenten Nadine Heller und Jan Peter greift die knapp 30-köpfige Spionage-Crew den jungen Bonds bereits bei den ersten mühseligen Missionen des Matratzenbespannens und des Lösens verklemmter Reissverschlüsse unter die zu Beginn der Woche noch etwas weniger umfangreichen Bizepse.

Auch die Doppelnull-Redaktion mit der Lizenz zum Berichten meldet sich ebenfalls zurück zum Dienst: Wir, Tabulatoren-Trümmeler Ramon-the-(S)mart-i und Blitzlichtknipserin Jana Portmann, können es mit nicht zu bändiger Schmunzelfreude kaum erwarten, wieder täglich mühselig verwurstelte Schlangenzeilen und heupurzelnde Turnkids in gestochen scharfer HD-Qualität und weit unter dem gemainstreamten Journalistenradar ins Hinterland zu senden – im Dienste ihrer mäjestätischen Lesefreude! Obwohl die untere Etage der Lagerherberge zwar in neue Büros umdisponiert wurden, ist das bereits vor zwei Jahren maximal spärlich vorhandene WLAN-Signal kaum stärker geworden. Das Motiv: unklar. Die hier in der Ostschweiz wohl durchaus passable Ursache: das falsch verlegte Wireless-Kabel. Doch keine Sorge: Fehlende Internetstrichli haben uns noch nie davon abgehalten, euch mit würzigen Schnappschüssen und niedergegarten Schlangenzeilen zu verköstigen.

Für alle, die es eher mit nackten Zahlen als mit verkleideten Nebensätzen halten:

  • Exakt 104 Spione auf geheimer Olympiamission, davon 48 mit leicht tieferer Stimmlage und einer etwas erhöhten Ausdünstungsrate
  • 12 leichte Athleten
  • 2 viele schwerere Athleten, alias Beni National-Thurnheeren
  • 34 Handbälleler und Handbälllelelerinnen
  • 10 Gymnasiastinnen
  • 22 Ringschaukeler und Trampolin-Gümpeler
  • 24 Vollblutturner, die ihr Dasein während den nächsten drei Mörgen gänzlichst dem intensiven Polysport verschreiben.
  • 31 jung gebliebene FVT-ler, mit geölten Stimmen für die ganze Woche – angeführt vom inzwischen längst eingespielten Hauptleitungsduo Nadine Heller und Jan Peter.
  • davon 7 eidg. diplomierte Andünsterinnen, Schwingbeseler und Rüeblischnitzler

Letztere tragen bei zu einer der durchaus essen-tiellsten Aufgabe einer Zegilagerwoche und greifen hierbei unserem Chef de Cuisine Rafael «Cookuk» Bölsterli in seinem Küchennest unter die Flügel. In grossartigster Grillueli-Manier verstehen es die Küchenkünstler, Tag für Tag das kollektive Magenknurren wieder unter die erlaubte Dezibelgrenze – achtung Wortspiel – zu dämpfen. Und zugleich die stets unvorstellbar putzlustigen Kids mit Wischlappen und Abtrocktüechli zu Profi-Mister-Proppers zu formen. So auch heute, nachdem die letzten Maulecken von der ebenso leckeren wie traditionellen Sternen-Bolognese-Sauce saubergezüngelt sind – ein ostschweizerisches «Dangge» an die Astro-Küche!

Das war’s dann aber auch für heute mit der Tradition, da wir hier und heute einmal mit dem traditionellen Stadtrundgang brechen. Verantwortlich dafür sind die rotweiss gekleideten Tschütteler im grossen Nachbarkanton, die heute die englischen Löwen zu bändigen versuchen (wir schlagen vor, für heute unser STVW-Motto entsprechend von «löwenstark» zu «hoffentlich löwenschwach» zu wechseln) und aus dem Düsseldorfer Fortuna-Stadion ginggen wollen. Dies, so fanden wir, darf sich die Lagerschar keineswegs entgehen lassen, woraufhin die olympischen Spione um Viertel vor Anpfiff zu einem Meer roter Inkognito-Ultras mutieren und in Kinobestuhlung Löcher in die Leinwand starren.

… (3 hours later) …

Äh! Hmpf! Uiiihh! Mehrere Hampfelen Schreie und Herzchriesis später versinkt das rote Meer in der Bad Ragazzer Mehrzweckhalle in Grund und Boden. Auf bitterste Art und Weise haben sich die englischen Löwen doch von den Schwiizer Domptöören befreien können und in der ultimativen Lotterie den Lotto-Sechser gezogen – Ach, Mann (-uel)! Wie bitter für die Lagerkids, die mit der – angesichts der doch eher mager besetzten Offensivabteilung mit maximal Shaqiri-Körpergrösse – sich anbahnenden Leitermatch-Klatsche wohl gleich zweimal innert wenigen Tagen in K.O.-Spielen K.O. gehen.

Dennoch, die nur kurz bestehenden Lätsche weichen schon bald wieder dem Zahnpastawerbungslächeln, wenn die Olympiawoche offiziell mit der Länderflaggen-Bemaleten eingeläutet wird. Mit beeindruckender Treffsicherheit ziehen die Bonds ihre Pinselstriche über die weissen Stofffetzen, womit gleichzeitig die Mission «Energielevel-Senkung» erfolgreich bestritten wird.

So melden wir uns von der Redaktion ein erstes Mal ab in die luftigen Kissenwelten, während die Lagerschar in ihren geheimsten Träumen nächtliche Liebesgrüsse aus Bad Ragaz nach Hause versenden.