Tagesbericht vom Freitag, 12. Juli 2024

So ganz die süssesten Träume werden sie wohl nicht gehabt haben nach der gestrigen überdeutlichen 5:2-Leitermatch-Klatsche gegen den FVT-Branchenkrösus (siehe separater Matchbericht). Doch die hängenden Köpfe richten ihren mittlerweile etwas erschöpften Blick mit zunehmend eingeschränktem Sichtfeld schnell wieder in die Horizontale. Viel zu bald ist das diesjährige Zegilager bereits wieder Geschichte, um einen unspektakulären und verstaubten Fussboden zu beglotzen. Schliesslich dürfen sie dies bei der morgigen Lagerhausputzeten noch zur Genüge tun.

Ein letztes Mal werden heute also die Sportschuhe geschnürt und der letzte noch übrige Schweissperlenschmuck aus den Körperdrüsen gepresst. Besonders viele Hände zu tun haben heute die Polysport-Leitenden, die mit 48 sibbelnden Zweibeiner gleich mal gut und recht die Hälfte der Lagerkids mit in die Ruinenbau-Werkstatt zum Burgenvölki mitnehmen. Beinahe eine 1:1-Betreuung erhalten hingegen die Leichtathletinnen, deren zwei bis in die Fingernagelspitzen motivierte Kambundjis zum Sprinttraining antreten und an ihren Reaktionszeiten arbeiten (welche bekanntlich gestern Abend noch zu wünschen übrig liessen), und beim Korbball werden die nächsten Jordans geboren. Auch die Handballer rekrutieren fleissig die zukünftigen Topscorer, im Nationalturnen machen die Schwarzenegger-Schnupperstifte auch noch den Scherrer Sämi und Reichmuth Stifi, während die Geräteturnerinnen um die Wette schaukeln und die Purzelmeister markieren.

Mittlerweile zur Tradition geworden ist die freitägige Fajitas-Massen-Verdrücketen – eine mexikanische Fiesta für jeden noch so lauten Knurrmagen. Mit gefülltem Fladenbauch geht es an die kollektive Aufarbeitung der gestrigen Leitermatchpleite, wenn mit dem Chrüsimüsi-Nachmittagsprogramm die Verwirrung bei den überrollenden Angriffswellen der Leiter aufs Genauste rekonstruiert wird. Dabei wird ein mitgebrachtes Plüschtierli – keine Angst, die gütigen Teddybär- und Minionspender kriegen ihre Kuschelkumpels für die letzte Lagernacht selbstverständlich wieder zurück – ähnlich zu einem Leiterlispiel ein 70er-Zahlenfeld hochgewürfelt, wobei jede Zahl irgendwo in der Dreifachturnhalle gesucht, das dort stehende Code-Wort genannt und der entsprechende Posten oder die zu absolvierende Aufgabe gelöst werden muss, um erneut würfeln zu dürfen und damit «nomol vo vore» zu beginnen, wie es auch der fantastische Dabu tut. Waren es gestern noch die direkten Gegenspieler und letztlich auch die hochkarätigen Torchancen, sind es heute die gewürfelten Ziffern, die sie verzweifelt suchen. Bei den kreativen Challenges wird blind Joghurt gegessen, geheimste Liebesbriefe geschrieben und japanische und Burkina Fasoische (… ehrlich, keine Ahnung wie man das schreiben muss) Nationalhymnen gesungen.

Und dann ist er bereits wieder da, der Abend, auf den alle schon die ganze Lagerwoche warten. Ein Abend so bunt wie die Discolichter, zu denen emsig gesteppt, getanzt und gehüpft wird. Auch die Stimmbänder werden zu den Melodien von Kunz, Hecht und Gabalier noch so richtig ins Schwingen gebracht.

Und als letzter Höhepunkt schmelzen beim romantischen Lawinentanz mit Rote-Bäggli-Garantie die Oberstufenherzen nur so vor sich hin, wenn das Thermometer auf der Tanzbühne in Windeseile um einige Celsiusgrade gen Himmel fliegt und die Liebeslawinen der Ostschweizer Voralpen im Minuten- und Viervierteltakt auf die Tanzfläche rollen. Wie bei kaum einer anderen olympischen Disziplin sind heute Fehltritte um jeden Preis zu vermeiden. Ein Vorhaben, das durch das noch gerne auftauchende Schlotterknie-Syndrom nicht gerade unterstützt wird.

Als dann alle Discolichter gelöscht und die Tanzbeine ausgeschwungen haben, werden die Einen oder Anderen mit ziemlicher Sicherheit auch mit geschlossenen Augen noch etwas weiter hin- und herschaukeln – oder aber durch die Nacht hindurch den Schlagkönig ausjassen. Wohl je nach Energiehaushalt und Schnarchelbedürfnis.

In diesem Sinne: Ein letztes Mal jagen wir Gute-Nacht-Küsse durch die Monitore ins Hinterland und aktivieren bei uns und unseren Bildschirmen auf Stromsparmodus.